„Je weiter der Blick, desto freier das Herz“ – ein Bericht zur Tourenzielfahrt

Es ist Sonntag, der 30. April, langes Wochenende. Montag ist Feiertag, und wir haben eine Woche Urlaub. Das Wetter ist endlich gut, und es soll wärmer werden. Mindestens eine Woche im Jahr pflegen wir gewöhnlich auf Tourenzielfahrt zu gehen. Besonders in diesem Jahr, wo wir selbst das Thema „Überirdisch“ ausgearbeitet haben, sind wir natürlich gespannt, was für Ziele wir denn da ausgesucht haben. Schließlich beruht die TZF fast ausschließlich auf Internetrecherche, und man hofft natürlich, dass die ausgewählten Ziele den eigenen Vorstellungen und denen der Teilnehmer entsprechen.

Da dieses Jahr einige vielversprechende Ziele in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen liegen, haben wir uns entschlossen, diese Richtung einzuschlagen. Besonders die Biotürme in Lauchhammer haben es mir angetan. Besteigen kann man sie jedoch nur am Wochenende und an Feiertagen. Da es bis dort gut 500 Kilometer von Bielefeld aus zu fahren sind, entschließen wir uns, die Biotürme erst am Montag, den 1. Mai zu besuchen und zunächst durch den Harz zu fahren. Wir suchen uns ein Quartier über Booking in Hettstedt. Bis dort sind es etwa 300 km.

Deprimierende Aussichten

Schnell alles zusammengepackt und los geht es über größere Land- und Bundesstraßen in Richtung Hochharz. Mir fällt ein, dass wir schon einige Jahre nicht mehr dort waren. Und meine Befürchtungen bestätigen sich: Tote Bäume, soweit das Auge reicht. Ich hatte das bisher nur im Fernsehen gesehen. Selbst hindurch zu fahren, ist jedoch noch viel deprimierender. Viele Hänge sind bereits abgeholzt, der Rest ist zum größten Teil tot. Das tut einem in der Seele weh und man bekommt schon ein schlechtes Gewissen, mal wieder mit dem „Verbrenner“ unterwegs zu sein.

Unser erstes Tourenziel ist Torfhaus. Es stand im Internet, dass dort der größte Holzturm Deutschlands entsteht. Er sollte im Frühjahr 2023 fertig sein. Aber wie das mit den Baustellen in Deutschland so ist, meistens sind sie nicht pünktlich fertig. Direkt an der Straße neben einem Motorradparkplatz sticht uns der Turm ins Auge. Ein großes Plakat verspricht die Fertigstellung in 2022. Wir machen unser Foto von der Baustelle wie auch vom Ortsschild und fahren weiter zum  Baumwipfelpfad in Bad Harzburg. Wir stellen uns auf den großen Parkplatz an der Seilbahnstation. Mir fällt auf, dass wir vor ein paar Jahren auch schon einmal hier ein Tourenziel hatten. Es war die Canossasäule, das Denkmal oben auf dem Berg. Auch damals haben wir es nicht besucht, sondern es nur von unten fotografiert. So auch dieses Mal. Ich muss etwa 150 Meter gehen bis zu einer großen Aussichtskugel, die Teil des Baumwipfelpfades ist. Unser heutiges drittes Ziel ist das spektakulärste: Die Titan RT – mit ihren 384 Metern überspannt sie die Rappbodetalsperre und ist eine der längsten Hängebrücken der Welt.

Ich würde gerne einmal drüber gehen. Aber auch dieser Wunsch soll sich heute nicht erfüllen. Schon der Parkplatz ist rappelvoll und an der Brücke steht eine sehr lange Schlange Menschen. Man kann dort nicht nur die Bücke begehen, sondern sich auch todesmutig mit dem Kopf voran an einem Seil hängend mit einer Art Tirolia auf die andere Seite der Talsperre schießen lassen. Das hat etwas von „Bunjeespringen in quer“ und ist eher nichts für mich. Aber schaut schon spektakulär aus, wie die Todesmutigen paarweise nebeneinander über meinen Kopf hinweg sausen. Ich mache ein paar Fotos, und wir entschließen uns ein anderes Mal wiederzukommen, wenn es weniger voll ist. Ach ja, wir brauchen ja auch noch das Ortsschild „Oberharz am Brocken“. Diesen Ort gibt es aber so direkt gar nicht. Also fahren wir noch einmal zurück zum letzten Ort, nach Rübeland. Und siehe da, der Untertitel heißt „Oberharz am Brocken“. Und auf geht‘s zur letzten Etappe für heute. Ob wenigstens das Quartier heute unsere Erwartungen erfüllt? Ein holzverkleidetes Hotel namens „Waldcafe“ haben wir gebucht. Auch wenn es nicht im Wald, sondern im Ort Hettstedt am Waldrand neben einem Sportplatz liegt, so sind wir doch positiv überrascht. Ganz im Südtiroler Stil eingerichtet, vom Feinsten. Das Zimmer ist gut, das Abendessen hervorragend. So hat der Tag doch noch seinen krönenden Abschluss gefunden und wir fallen zufrieden in die Betten.

„Blühende Landschaften“

Am nächsten Tag frühstücken wir gleich um kurz nach acht. Denn wir haben wieder einmal drei Tourenziele und über 200 Kilometer auf dem Schirm. Ein sehr viel versprechendes Quartier, 20 km von Lauchhammer entfernt, haben wir bereits gestern Abend über „Booking“gebucht. Morgens ist es noch recht frisch, aber die Sonne scheint bereits. Wir fahren durch unspektakuläre Landschaften und Orte. Aber die Landschaft ist grün und in den Vorgärten blühen die Blumen wie es sich für Anfang Mai gehört. Unterwegs begegnen uns immer wieder Gruppen von alten DDR-Mopeds wie Schwalben, Simsons und MZs. Auch einige Gespanne und ein Krankenfahrstuhl sind dabei. Da muss wohl irgendwo ein Treffen sein. Wir kommen nach Bitterfeld. Von früher her hat man keine guten Erinnerungen an diesen Ort. Stinkende Chemiebetriebe gab es damals dort zu Hauf. Aber wir sehen keine qualmenden, stinkenden Schornsteine mehr, nur ein paar Backsteinruinen. Unser Ziel ist der Bitterfelder Bogen. Wir können den Bogen, der an die Zeit des Tagebaus dort erinnern soll, bereits von weitem als Landmarke sehen.

Wir parken auf dem offiziellen Parkplatz und laufen ein paar Minuten mit unseren Mopedklamotten den Berg hinauf zum Bogen. Lange Rampen führen auf einer über 500 Meter langen Strecke im Zick-Zack den Bogen hinauf. Oben hat man Ausblick über einen jungen Wald und den Goitzschesee, sowie über Bitterfeld mit seinen neueren Industrieanlagen. Ich staune, was aus der Gegend geworden ist. Sollte Helmut Kohl doch Recht gehabt haben mit seinen „blühenden Landschaften“? Man kann sogar von oben den Pegelturm am Ufer des Goitzschesees sehen, der unser nächstes Tourenziel ist.

Nur ein paar Minuten Fahrt sind es zum Pegelturm. Am Ufer ist ein Sandstrand und einige Cafés, wo sich viele Erholung Suchende tummeln. Erstaunlich, was man doch aus so einem ehemaligen Tagebaugebiet machen kann. Der Turm ist spriralförmig gedreht und hat für rauf und runter getrennte Treppen. In 25 Meter Höhe angekommen merkt man sein Schwanken wie auf einem großen Kreuzfahrtschiff, denn er schwimmt auf dem Wasser. Dabei wird er in seinem Innern von einer Stütze geführt, die fest im Boden des Sees verankert ist.

Privatführung in Lauchhammer

Nachdem wir an einer Strandbar noch ein Spezi getrunken haben, fahren wir weiter Richtung Lauchhammer. Dort stehen die Biotürme, die ich unbedingt sehen wollte. Ich hoffe, dass heute am Feiertag Führungen auf die Aussichtsplattform stattfinden. Als wir ankommen, werden wir bereits von einem älteren Herrn angesprochen: „Ja, die Führung hat gerade angefangen. Gehen Sie mal schnell rüber, bezahlen machen wir nachher.“ Die Führung besteht aus einem Besucher und einem, wie sich später herausstellt, 87-jährigen Ingenieur, der in Zeiten der DDR dort tätig gewesen ist. Er kann uns viele spannende Geschichten erzählen und genießt es sichtlich 3 interessierte Zuhörer gefunden zu haben.

Die Türme waren gebaut worden für den biologischen Abbau der schädlichen Phenoldünnsäure, die als Abfallprodukt bei der Herstellung von Koks aus Braunkohlebriketts anfiel, wie er uns erklärt. Eine tolle Fotokulisse, diese Biotürme. Ich kann es kaum abwarten hinauf auf die spektakulären Plattformen kommen zu können. Wir staunen, wie der 87-Jährige die Treppen hinauf marschiert, so dass wir mit unseren Mopedklamotten schon schnaufen müssen. Und er kann während des Aufstiegs auch noch reden. Wir steigen auf beide Plattformen hoch, die oben an einer Turmgruppe hängen, sowie auf die Spitze eines Turms. Einfach geil hier oben. Wir bedanken uns für diese spektakuläre Privatführung.

Nobel geht der Tag zu Ende

Jetzt wird es Zeit zu unserem Quartier zu kommen. Es ist ein altes, herrschaftliches Gebäude in Doberlug-Kirchhain. Ich bin sehr gespannt. Wie sich herausstellt, ist es das ehemalige Gästehaus des dortigen Schlosses. Wir sind überwältigt. Das Zimmer so riesig, dass man Walzer drin tanzen kann, im passenden Stil eingerichtet mit einem schönen Bad. Für 100€ inklusive Frühstück gibt es nichts zu meckern. Gegenüber ist eine nette Pizzeria, wo wir am Abend essen gehen. Wir schlafen wie Prinz und Prinzessin.

Unterwegs im Spreewald und im Tagebaugebiet

Das Frühstück ist sehr gut und wir bekommen noch einige Ausflugstipps vom Personal. Wir entscheiden uns noch eine Nacht zu bleiben, denn es sind kaum Gäste da. So können wir von hier aus eine Tagestour machen und uns noch andere Ziele in der Gegend anschauen. Das Wetter ist etwas bedeckt, aber noch o.k. Zuerst fahren wir zum Bismarckturm bei Burgh im Spreewald. Eine schöne Gegend, wo wir noch nie gewesen sind.

Weiter geht es nach Merzdorf, von dessen Turm wir in den ehemaligen Welzower Tagebau schauen können, der nun renaturiert, das heißt geflutet wird. Es dauert Jahre, bis das große Loch voll gelaufen ist. Aber es ist schon ziemlich voll. Auf dem Turm treffen wir eine Einheimische, die uns den Werdegang des Tagebaus erklärt. Weiter geht es zum Aussichtsturm Teichland mit seinen stolzen 46 Metern Höhe.

Gut, dass ich jemanden finde, der uns Geld wechseln kann. Denn man braucht hier zwei Euro Kleingeld um durch die Schranke auf den Turm zu kommen. Ächz, geschafft! Ziemlich luftig hier oben! Man sieht das Kohlekraftwerk Jänschwalde, das schon zum Teil stillgelegt wurde und nun in den letzten Zügen liegt. Man stellt sich hier langsam um auf Wind- und Solarenergie, was für die Gegend, die immer von der Braunkohle gelebt hat, sicher nicht so einfach ist. Man sieht sehr viele Windkraftanlagen sowie Solarfelder. Platz dafür gibt es hier scheinbar genug. Diese weiten Landschaften hier im Osten faszinieren mich immer wieder. Und auf den kleinen Straßen ist sehr wenig Verkehr. Man kann ungestört Motorrad fahren ohne Stau oder sonstige Ärgernisse. Ab und zu findet unser Navi auch mal kurze, unbefestigte Wege. Weiter geht es zum Aussichtsturm am Felixsee. Auch er ist ziemlich hoch und wir sind schon wieder die einzigen Besucher hier. Genauso ist es an der Steinitzer Treppe. Dort ist wirklich absolut tote Hose. Das Geld für den Bau dieses Gebildes hätte man sicher auch sinnvoller einsetzen können. Im Internet hatte ich auch schon viel Kritik dazu gelesen. Wir beschließen, dass wir für heute genug gesehen haben und verschieben den Besuch des „Rostigen Nagels“ auf morgen.

Am nächsten Morgen zeigt uns die Dame vom Frühstückspersonal noch die Suite des Hauses und erzählt, welche Berühmtheiten hier schon genächtigt haben. Das ist dann doch eine andere Liga, in der wir nicht mitspielen. Wir haben noch ein sehr unterhaltsames Gespräch mit ihr bevor wir uns verabschieden. Sie empfiehlt uns unbedingt den Besuch der F60, an der wir sowieso vorbei kommen auf unserem Weg zum „Rostigen Nagel“.

„Der Gigant“

Die F60 ist eine sogenannte Abraumförderbrücke, die größte bewegliche Maschine der Welt. Sie ist als Industriedenkmal erhalten geblieben und kann mit einer Führung besichtigt werden. Wir brauchen nicht lange zu fahren bis dorthin. Das Gerät sieht wirklich gigantisch aus. So eine große Maschine hat man tatsächlich noch nie gesehen. Also buchen wir kurzerhand eine Führung. Die F60 ist über 500 Meter lang und an der höchsten Stelle 74 Meter hoch. Wenn man den Eifelturm flach legen würde, wäre er nur zwei Drittel von dem Ding. Na, wenn das mal nicht zum Thema „überirdisch“ passt. Auch wenn wir dort kein grünes Ortsschild finden, das uns mehr Punkte bringen würde, so werden wir es doch als unseren Joker nehmen. Ich glaube nicht, dass es noch einen cooleren Joker geben kann. Der Joker ist bei der TZF ein eigenes, frei wählbares Ziel, das zum Thema passt.

Unser heutiges Sportprogramm

Hin- und Rückweg sind gute 1,3 km und über 400 Stufen laut Aussage der Führerin. Unser Sportpensum haben wir damit für heute jedenfalls schonmal erledigt. Hier noch ein paar erstaunliche Fakten zur F60: sie wurde vor der Wende geplant, ging 1991 in Betrieb, der schon nach 15 Monaten wieder endete. Nicht aus Gründen des Klimaschutzes, sondern weil die Haushalte auf Öl- oder Gasheizung umgestellt wurden und damit das Unternehmen zu unrentabel wurde. Heute sieht man von oben schon, wie die Tagebaufolgelandschaft langsam entsteht. Der Tagebau ist geflutet und füllt sich noch weiter. Faszinierend ist es, wie ich finde, alte und neue Technologien direkt nebeneinander zu sehen. Ein großer Solar- und Windpark steht in der Nachbarschaft. Laut Planung sollen in Zukunft Ferienhäuser auf dem Wasser in Strandnähe gebaut werden. Ein schwimmendes Haus gibt es bereits. Man darf gespannt sein, wie sich die Region in Zukunft entwickeln wird.

Und auch am nächsten Tourenziel, dem „Rostigen Nagel“, einer spektakulären Landmarke der Lausitzer Seenlandschaft kann man das Entstehen dieser Tagebaufolgelandschaft gut beobachten. Ein Tourismus-Werbebeauftragter spricht uns an und versorgt uns mit Infomaterial zur Region. Er sprüht förmlich vor Enthusiasmus für seine Heimat. Und in der Tat überlegen wir irgendwann einen Fahrradurlaub dort zu verbringen.

„Je weiter der Blick, desto freier das Herz“

Weiter geht es nach Löbau, wo wir den ältesten Turm dieser Tour besuchen wollen. Das Wetter ist schon den ganzen Tag super schön. Wir genießen die blühenden, weiten, grünen Landschaften, durch die wir fahren. Wenig Verkehr, selbst in Bautzen kein Stau während der Rushhour. Ein Quartier haben wir in einem kleinen Ort in der Nähe von Löbau bereits gebucht. Wir fahren eine sehr kleine, steile Straße hinauf zum Turm. Und da steht der König-Friedrich-August-Turm in all seiner Pracht: Aus schwarz gestrichenem Gusseisen mit goldenen Köpfen und Inschriften verziert, die in der Abendsonne leuchten.

Der wahrscheinlich älteste gusseiserne Turm der Welt von 1854, in Auftrag gegeben vom Bäckermeister Friedrich-August Bretschneider, der ihn seinem Namensvetter, dem König gewidmet hat. Und sein Motto, das in goldenen Lettern dort prangt, sollte man sich merken: „Je weiter der Blick, desto freier das Herz“. Manche mögen auch sagen: „Je tiefer der Blick, desto beklommener wird‘s einem um‘s Herz…“ Aber das ist nun mal persönliche Ansichtssache. Ich finde, dieser Spruch passt sehr gut zu unserer diesjährigen Tourenzielfahrt.

Ein freundlicher einheimischer Radfahrer entert mit uns zusammen den Turm und wir plaudern ein wenig und wir erzählen ihm, warum wir hier sind. Es gibt übrigens auch ein Gipfelbuch, in das wir uns eingeschrieben haben. Jedenfalls ein sehr lohnenswertes Ziel, das Ihr besuchen solltet, wenn Ihr mal in der Gegend unterwegs seid.

Zufälle gibt‘s

Wir fahren zu unserem Quartier, einem Dorfgasthof in das 9 Kilometer entfernte Dürrhennersdorf. Als wir beim Abendessen sitzen, sprechen uns zwei Herren vom Nachbartisch an, wo wir her kommen, wollten sie wissen, und ob wir schon in Löbau gewesen sind. „Habt Ihr denn auch den Turm gesehen?“ Wir berichten ihnen von unserer Tourenzielfahrt, und dass wir nur wegen des Turmes überhaupt hier sind. Da freuen sie sich. Denn wie sich herausstellt, sind die beiden Cousins die Ur-Ur-Urenkel des Bäckermeisters, der den Turm errichten ließ. Was für Zufälle es doch gibt…

Nette Leute im Osten

Wir sind übrigens sehr positiv überrascht von der Aufgeschlossenheit der Einheimischen uns gegenüber. Jeder quatscht uns gleich an und man wird gefragt, wo man her kommt und was man hier macht. Man gibt uns Tipps, was es noch zu sehen gibt und es ergeben sich meistens lebhafte Unterhaltungen. Und man gewährt uns oft die Vorfahrt auf der Straße.

Herz in der Hose, aber das Schild gilt

Am nächsten Tag ist wieder schönes Wetter. Wir fahren ein Stück durch die Tschechei und das schöne Kirnitschtal, das wir bereits schon öfter besucht haben (der Wasserfall dort war auch schonmal Tourenziel), und weiter zum Turm in Rathmannsdorf. Ein kleiner, aber feiner Turm, von dem aus man verschiedene Tafelberge, wie die Festung Königstein und die Schrammsteine sehen kann. Als ich gerade daran denke, dass wir bislang noch gar keine grünen Schilder gefunden haben (denn da gibt es ja 10 Sonderpunkte), stehen wir auch schon vor einem: „Rathmannsdorf“. Foto gemacht in der blühenden Apfelbaumallee und weiter geht es durch das enge Sebnitztal und Polenztal zum Turm auf der Götzinger Höhe in „Neustadt in Sachsen“. Hier steht wieder ein grünes Schild, direkt in Sichtweite der Auffahrt zum Turm. Darauf steht „Neustadt-Anbau“. Man kann sicher darüber diskutieren, ob es gilt oder nicht. Da ich jedoch selbst die Auswertung der TZF mache, wird jetzt amtlich beschlossen: Das Schild gilt! Es ist das nächste Schild am Turm und es steht Neuhaus drauf. Der Turm ist mit seinen nur 25 Metern Höhe jedoch einer von der Marke „Tiefer Blick, Herz in der Hose“. Sehr filigran schraubt sich das Rohrgeflecht in engen Wendeln in die Höhe und wackelt auch noch. Hier gehe ich nicht ganz an den äußeren Rand, sondern bleibe lieber in der Mitte und mache das Foto dann von unten. Meine Hände krallen sich hier lieber am Geländer fest, statt einen Fotoapparat zu halten. Wir sind beide froh, als wir wieder unten sind.

Auf den Spuren vergangener Tourenzielfahrten

Wir queren bei Hohnstein nochmals das Polenztal, das mittlerweile an Wochenenden für Motorräder gesperrt ist. Aber heute ist ja Donnerstag. Dort gibt es zwischen den Felsen einen schönen Gasthof, wo wir für einen großen Vanillemilchshake kurz einkehren, und in dem wir vor vielen Jahren auf einer Tourenzielfahrt einmal übernachtet haben. Wir fahren weiter durch Pirna zu einem Ziel von 2008 zum Thema „Alte Bäume“, der Linde von Schmorsdorf. 15 Jahre später sieht sie schon etwas mitgenommen aus. Aber wir freuen uns trotzdem, dass sie noch da ist. Immer noch ein beeindruckender Baum.

Wir haben keine Lust mehr noch so weit bis zum nächsten Turm zu fahren und machen Quartier in Altenberg im Erzgebirge direkt an der Skipiste. Nicht schön, aber o.k. für eine Nacht.

Langsam werden die Knie weich

Heute ist schon wieder Freitag und wir haben drei Tourenziele auf dem Plan. Es geht zuerst durch Tschechien. Wir fahren durch herrliche scheinbar gesunde Fichtenwälder, kommen an einer Talsperre vorbei und sind ganz alleine auf weiter Flur. Dann geht es weiter ins deutsche Erzgebirge. Wir kommen durch Seiffen, wo es sehr viele Geschäfte mit Erzgebirgskunst gibt. Aber so langsam wird es auf den Straßen etwas voller. Wir kommen zum Aussichtsturm auf der „Drei Brüder Höhe“ in Marienberg. Das grüne Schild „Wolfsberg“ gilt hier übrigens nicht. Er ist 25 Meter hoch und aus Stahl. Na ja, so hundertprozentig wohl fühle ich mich nicht. Aber es geht so. Die Aussicht über das Erzgebirge ist ganz nett. Der nächste Turm ist der „Glück Auf Turm“ in Oelsnitz. Wir fahren die Sackgasse hinter dem Parkplatz hoch, um etwas Fußweg zu sparen. Aber die restlichen 15 Minuten steil bergauf zu Fuß reichen auch schon, dass man schweißgebadet ist. Der Turm selbst ist 36 Meter hoch und hat mehrere sehr großzügige Plattformen. Das Problem hier ist eher das sehr durchsichtige Gitterrost. Auch das überstehen wir, wenn auch die Knie bei mir heute langsam weich werden.

Geheimtipp „Vogtland“

Die weitere Strecke führt uns ins Vogtland. Schöne Fichtenwälder auf über 800 Meter Höhe säumen die Straßen. Unser letztes Ziel heute ist die Vogtlandarena, eine ganz schön große Skischanze. Wir machen unsere obligatorischen Fotos und finden für die Nacht ein nettes Bikerhotel in der Nähe. Hier kann man im Winter Skilanglauf machen und im Sommer Mountainbike fahren. Mir gefällt das Vogtland sehr gut. Auch am nächsten Morgen sind wir wieder total allein auf weiter Flur und fahren durch die schönsten Gegenden.

Heute haben wir nur noch zwei unspektakuläre Ziele auf dem Programm. Der erste Turm ist der Wasser- und Aussichtsturm in Birnbaum. Direkt an der Straße liegt der gemauerte Turm mit außenliegenden Holztreppen. Hier kann man sich sehr sicher fühlen, und der Ausblick ist auch ganz nett.

Immer wieder Begegnungen mit Tourenzielen vergangener Jahre

Auf der weiteren Strecke kommen wir durch Mödlareuth, einer deutsch-deutschen Gedenkstätte, die bei der TZF Denkmäler dabei war. Auch hier hat sich einiges verändert. Die Gedenkstätte ist komplett umgestaltet und modernisiert worden.

Wir fahren weiter durch den Thüringerwald, wo es bekanntlich auch schöne Mopedstrecken gibt. Aber auch hier hat der Kahlschlag zum Teil schon Einzug gehalten. Nicht so schlimm wie im Harz, aber es fällt einem doch in Auge. Wir fahren am Rennsteig entlang und kommen durch Oberhof, an der Schanze vorbei (auch sie war schon einmal Ziel bei der TZF). Wir erinnern uns an die JHV des BVDM dort vor vielen Jahren, wo Peter das erste Mal zum Sportwart gewählt wurde. Als Rahmenprogramm sind wir damals mit dem Bob auf Rollen die Bobbahn runter gefahren. Solche Aktionen bleiben einem im Gedächtnis. Und immer wieder kommt man durch Orte, deren Namen einem bekannt vorkommen von irgendeiner TZF der vergangenen Jahre und man sich fragt: was gab es denn hier nochmal für ein Tourenziel?

Für unsere letzte Übernachtung finden wir einen Landgasthof in einem sehr kleinen Ort in der Nähe von Rotenburg an der Fulda. Morgen geht es von hier aus direkt nach Hause.

Fazit:

Es war eine schöne, lehrreiche Urlaubswoche – wie immer bei der Tourenzielfahrt. Man fährt zu Orten, auf die man ohne ein Tourenziel nie im Leben gekommen wäre. Und auch das Navi auf kleinere Straßen eingestellt, findet Wege, die man selbst nie gefunden hätte.

 

Und nun denkt daran Euer Wertungsheft fertig zu machen und einzuschicken zur Auswertung!

Ich hoffe, Ihr hattet auch so viel Spaß bei der TZF wie wir. Oder, wenn Ihr noch nicht dabei gewesen seid, habt Ihr vielleicht Lust bekommen für das kommende Jahr. Wir freuen uns, wenn wir Euch im nächsten Jahr als Teilnehmer begrüßen können.

Inge und Peter

 

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