Weihnachtsmarkt in Ahrweiler

Ein kleiner, beschaulicher Weihnachtsmarkt und eine etwas andere Stadtführung…

Am ersten Adventswochenende war es mal wieder so weit: Unser alljährlicher Weihnachtsmarktbesuch stand auf dem Programm. Dagmar hatte ihn schon das ganze Jahr von langer Hand geplant. Unser diesjähriges Ziel war Bad Neuenahr / Ahrweiler, ein sehr kleiner Weihnachtsmarkt im Zentrum des Ortsteils Ahrweiler, der 2021 sehr schwer von der Flut im Ahrtal betroffen war. Da Dagmars Schwester in Ahrweiler wohnt und sie öfter dort ist, hat sie eine besondere Beziehung zu diesem Ort, und es liegt ihr am Herzen die Region durch unseren Besuch zu unterstützen.

Das Hochwasser im Ahrtal ist uns allen noch sehr präsent. Wir alle haben mitgefühlt mit den betroffenen Menschen, auch wenn man sich solch eine Katastrophe nicht wirklich vorstellen kann, wenn man es nicht am eigenen Leib erlebt hat. Dagmar hatte für uns eine Stadtführung organisiert, bei der uns das Ereignis von 2021 noch einmal vor Augen geführt werden sollte.

Am Abend vorher:

Am Freitagabend fuhren wir nach der Arbeit mit dem Wohnmobil Richtung Eifel. Nach einigen Staus auf der Autobahn kamen wir endlich gegen 20:00 Uhr am Stellplatz in Ahrweiler an, der direkt am Ufer der Ahr angesiedelt ist.

Glücklicherweise waren Axel und Iris schon am Nachmittag dort und konnten einen Platz für uns reservieren. Ansosnten hätten wir keinen mehr bekommen, denn es waren alle Plätze belegt. Dagmar, ihre Freundin Iris, sowie Axel mit seiner Iris waren bereits im Städtchen unterwegs, um nach einem Lokal zum Abendessen Ausschau zu halten. Erst in der letzten Gaststätte hatten sie Glück, dass noch ein Tisch frei war. Wir verabredeten uns telefonisch dorthin zu kommen. Das griechische Essen war gut und reichlich und wir hatten einen netten gemeinsamen Abend.

Eine Stadtführung, die unter die Haut geht!

Am nächsten Tag sahen wir zum ersten mal im Hellen unsere Umgebung: Eine Riesenbaustelle zur Uferbefestigung der Ahr direkt an unserem Campingplatz, daneben immer noch eine Behelfsbrücke vom THW, über die wir rüber mußten, um uns an der Touristinfo im Stadtzentrum mit den anderen Teilnehmern zu treffen, von wo aus die Stadtführung starten sollte.

Die insgesamt 16 Teilnehmer trudelten der Reihe nach ein, und wir wurden von unserer Stadtführerin begrüßt. Bei trockenem Wetter führte sie uns an verschiedene Schauplätze in der Stadt, so daß man einen Eindruck davon bekam, wie es hier zur Zeit der Katastrophe ausgesehen haben muß. Sie hatte als Einheimische natürlich alles hautnah mitbekommen und konnte die Situation sehr anschaulich beschreiben, so dass das Kopfkino bei uns an war. Das Wasser habe in Teilen der Altstadt über zwei Meter hoch gestanden. Schuttberge hätten sich meterhoch vor der Stadtmauer getürmt, die nur langsam hätten abgetragen werden können. Brücken seien zusammengebrochen, die Bahngleise aus ihrem Gleisbett gerissen. Auf unserem Wohnmobilstellplatrz sei ein großes Zelt aufgestellt worden, wo die Hlefer mit Essen versorgt worden seien. Sie beschrieb auch die Wiederaufbauarbeiten, die auch heute noch immer in vollem Gange sind, sowie die Maßnahmen, die zum Schutz vor einer weiteren Flutkatastrophe ergriffen werden. Wir verbrachten zwei sehr informative Stunden mit ihr, die einem buchstäblich unter die Haut gehen konnten.

Hier ein Bericht von Dagmar, der noch einmal die Ereignisse zusammenfasst mit einem Appell an uns Motorradfahrer und Touristen, die Region weiter durch unseren Besuch zu unterstützen:

“Ahrweiler und die Flutkatastrophe 2021

Die Ahr entspringt mit drei weiteren Quellästen in einer “Kellerstube” in Blankenheim/Eifel, ist ca. 85km lang und hat unzählige Nebenflüsse.

In der Nacht vom 14.07.2021 auf den 15.07.2021 kam es zur Flutkatstrophe an der gesamten Ahr. Es hatte tagelang geregnet, so daß der Boden gesättigt und nass war. Und dann kam noch Starkregen über 24 Stunden dazu. Die Einwohner wurden von den Wassermassen überrascht. Keiner hatte mit so einer Katastrophe gerechnet. Es wurden viele Wetterwarnungen ausgerufen. Die Kreisverwaltung Ahrweiler warnte die Bevölkerung über die Kat-Warn App, es sei “örtlich mit Überschwemmungen zu rechnen”. Man solle “bei Überschwemmungsgefahr nicht in Keller und Tiefgaragen gehen”. (Quelle: reportage.wdr.de/chronik-ahrtal-hochwasser-katastrophe…)

Auf dieser Homepage kann man den gesamten Ablauf und das Umgehen mit der sich anbahnenden Katastrophe nachlesen. Es verloren in dieser Nacht ca. 134 Menschen ihr Leben. Einer wird immer noch vermisst, nach 4 Jahren!

Um das Ausmaß etwas begreiflicher zu machen, muss man wissen, dass das Ahrtal wie im Namen vorhanden, ein Tal ist. Die Ahr bzw. die Wassermassen hatten kaum eine Möglichkeit, sich in die Breite zu verteilen, sondern größtenteils nur in die Höhe. Hier hat es besonders Altenahr getroffen – auch heute noch sind dort die Schäden der Flutkatastrophe sehr präsent.

Wie überall an der Ahr kamen sehr schnell Helfer aus allen Teilen Deutschlands. Stiefel, Schaufel, Handschuhe und Eimer waren die Arbeitsutensilien der nächsten Tage/Wochen. Auf der Grafschaft hatte die Firma Haribo, dort erst seit 2020 ansässig, eine große Fläche bereitgestellt zum Aufbau von Helferzelten (auch private) und Versorgungsstationen. Von hier aus erfolgte der koordinierte Einsatz der Helfer mit den sogenannten „Helfershuttle. Es sollen über 10.000 Mahlzeiten pro Tag für die Helfer ausgegeben worden sein. Wie auch immer, die Hilfsbereitschaft war enorm und wurde von den Betroffenen dankbar angenommen.

Auch 4 Jahre nach der Flutkatastrophe sind die Schäden an der Ahr immer noch sichtbar und präsent. Weitere 10 Jahre soll der Wiederaufbau in etwa noch dauern. Der Tourismus läuft so langsam wieder an mit vielen neuen Konzepten. Die Region hat es nötig, unterstützt zu werden!!!

Fahrt hin, egal wo und schaut Euch um. Wandern auf dem Rotwein-Wanderweg, dem Ahrsteig oder besucht die kleinen und größeren Ortschaften. Empfehlenswert ist hier auch der Besuch des Flutmuseums in Marienthal, der Regierungsbunker sowie die als Gedenkstätte 2023 erbaute Flutkappelle St. Donatus oberhalb von Walporzheim, leider nicht direkt mit Auto oder Motorrad anfahrbar. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, vor allem der Blick von dort oben auf die Ahr und Ahrweiler. Jetzt versteht man so einiges.

In Ahrweiler gibt es direkt an der Ahr eine Jugendherberge. Sie war auch „abgesoffen, konnte aber durch die vorhandene Heizung installiert im Obergeschoss schnell wieder in Betrieb gehen.

Von dort können vielfältige Ausflüge ins Ahrtal gemacht werden. Der LVRR verfügt für Mitglieder über Jugendherbergsausweise. Diese können bei Bedarf abgerufen werden unter kasse@lv-rhein-ruhr.de

Unterstützt die Region mit Eurem Besuch. Nicht nur für Motorradfahrer ist die Eifel immer wieder ein lohnenswertes Ziel. Die Mosel ist nicht von hier weit und auch das Nachbarland Luxemburg hat seine Reize.“

Der Ahrweiler Weihnachtsmarkt – klein, aber fein

Die Stadtführung endete auf dem kleinen, beschaulichen Weihnachtsmarkt, dessen Buden sich um die Kirche St. Laurentius herum gruppierten. Dagmar hatte einen langen Tisch in einem Lokal direkt am Platze organisiert. Denn es war Mittag, und so langsam hatten wir alle Hunger. In dem frisch renovierten Lokal gab es leckeres Essen a la Carte, und wir saßen ein paar Stunden zusammen, um danach gemütlich über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. Einige von uns besuchten noch das Orgelkonzert, das an diesem Nachmittag in St. Laurentius stattfand. Als wir aus der Kirche herauskamen, war es auch schon wieder fast dunkel. Der kleine, stimmungsvolle Weihnachtsmarkt mit Bläserchor war schnell mehrere Male umrundet. Ein Glühwein hier, ein paar leckere Reibeplätzchen oder Pommes dort und das ein oder andere Mitbringsel gekauft, und schon ging ein schöner Tag wieder zu Ende.

Eine schöne Tradition, wie ich finde, dass wir Mitglieder des LVRR uns zum Jahresabschluss regelmäßig auf einem Weihnachtsmarkt treffen, wenn auch ohne Motorrad. Wir sollten diese Tradition weiter pflegen. Ich bin schon gespannt, wohin es uns im nächsten Jahr führen wird.

Allen Mitgliedern und Freunden wünschen wir ein friedliches Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr!

 

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