First Aid Highway mit der Motorradstaffel der Neusser Johanniter
Nach langem Bangen war es am 02.10. soweit. Der Notfallkursus für Motorradfahrer bei den Johannitern in Neuss durfte statt finden. Schonmal gebucht im letzten Jahr, konnte er wegen Corona leider nicht durchgeführt werden. Alle schauten auf die Inzidenzen und auf den Impffortschritt. Wir bekamen grünes Licht und waren sehr gespannt. Die Veranstaltung fand in der Fahrzeughalle der Johanniter statt. Dort war viel Platz, ausreichend Belüftung und natürlich wurde auch der Impfausweis kontrolliert. Wir wurden zunächst freundlich von Frank, dem Leiter der Motorradstaffel begrüßt. Dann begann Stefan mit seinen Erläuterungen. Im wahren Leben arbeitet er auf der Ebola Station UK Düsseldorf. Er hatte ein Flippboard dabei, wo er alles Wichtige deutlich aufgeschrieben hatte. Wir sollten keine medizinische Fortbildung erhalten. Ein erste Hilfe Kursus dauert schließlich 9 Stunden, wir hatten einen Tag. Wir durften So viele Fragen stellen,wie wir wollten, was Einige auch fleißig taten. Niemand würde vorgeführt, denn alle Menschen machen Fehler. Das war sehr beruhigend. Es wurde der Fokus darauf gelegt, dass man Handlungsfähig bleibt, die Übersicht bewahrt und den Mut fasst zu helfen und sich nötigenfalls Hilfe holt. Wir bekamen zunächst eine rechtliche Aufklärung. Das Einzige, was strafbar ist, ist unterlassene Hilfeleistung. Man kann also nach bestem Wissen und Gewissen einem Menschen erste Hilfe leisten, ohne etwas befürchten zu müssen. Dabei sind wenige Grundmaßnahmen zu beachten, die man sich merken kann.
- Schützen
- Melden
- Helfen
Das bedeutet, es ist wichtig, sich selber und das Unfallopfer vor weiteren Schäden zu schützen und aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Der Notruf sollte dann unmittelbar abgesetzt werden. Dann können Maßnahmen am Betroffenen durchgeführt werden. Beim Notruf sind die vielen Ws wichtig. WO ist der Unfall passiert, WAS ist passiert, WIE VIELE Verletzte gibt es, WELCHE Verletzungen sind vorhanden. Letztlich soll man auf Rückfragen WARTEN. Natürlich ist es immer von Vorteil, wenn man zu zweit oder zu mehreren ist, sonst sollte man unbedingt jemanden ansprechen oder anhalten. Wir erfuhren dann von dem sogenannten PAKET. Hierbei handelt es sich um Basismaßnahmen, die immer richtig sind. Als erstes soll man kontrollieren, ob der Verunfallte atmet und Puls hat. Dann soll man den Notruf tätigen. Danach ist es wichtig, den Betroffenen vor Wärmeverlust zu schützen, auch im Sommer. Eine Rettungsdecke oder ein Kleidungsstück kann dafür genutzt werden und zwar auch von unten. Dann soll man trösten und beruhigen. Auch ein Bewusstloser merkt, wenn man sich um ihn kümmert und dies stärkt seine Vitalfunktionen. Wir bekamen dann nach der ganzen Theorie noch eine köstliche Stärkung in Form von liebevoll geschmierten Brötchen. Endlich durften wir uns dann gegenseitig verbinden, retten usw. Wir bekamen ausführlich gezeigt, was man mit einem Dreieckstuch so alles machen kann. Es hilft bei jeder Verletzung, besonders auch am Kopf. Stabile Seitenlage und Helm-Abnehmen war auch Programmpunkt. Es war schließlich soweit, dass wir an einer Puppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung üben konnten. 30 mal drücken, 2 mal beatmen, was wir aus Corona Gründen nur simuliert haben. Es wurde dann ein AED vorgeführt. ( automatischer externer Defibrilator ). Daran versuchten sich auch Einige. Wir bekamen dann noch den Rautek-Rettungsgriff gezeigt, um Verletzte zu bergen. Linus, der junge Ausbilder der Jugendlichen bei den Johannitern, zeigte uns, wie man eine Person aus einem Auto birgt. Vorsicht vor dem bösen Airbag!
Nun wurden wir in dreier Gruppen aufgeteilt. Die meisten waren Einzelfahrer, Einige fuhren mit Sozia. Es wurde uns erklärt, wie man in einem Pulk zu fahren hat. Da dies ja ein Kurs für Motorradfahrer war, fuhren wir nun eine Strecke ab, auf der uns einige Unfall-Überraschungen erwarteten. Ausgeführt wurde dies von Schauspielern, den Jugendlichen des Vereins. Sie waren mit Begeisterung dabei. Im Korso begleitet wurden wir von Franz und einigen Damen und Herren der Motorradstaffel. Natürlich warteten an den Schauplätzen der Unfälle auch ein Rettungswagen und das gesamte Team der Johanniter. Sie begutachteten unser Handeln und gaben wertvolle Tipps. Jeweils drei Personen aus einer Gruppe führten die Übung durch. Die anderen erhielten Aufgabenkärtchen. Darauf stand, worauf man bei der Beobachtung der Szenerie achten sollte. Man konnte dabei gleich etwas für sich selbst mitnehmen. Es wurden dann alle befragt, auch die Unfallopfer. Anschließend bekamen wir Verbesserungsvorschläge oder weitere Tipps. Mein Mann und ich waren für das zweite Szenario vorgesehen. Die Dritte Fahrerin unserer Gruppe hatte eine Warnblinkanlage am Motorrad, so sicherte sie erst mal die Unfallstelle ab. Mein Mann und ich kümmerten uns dann um das Opfer, welches ansprechbar war und einen offenen Bruch am rechten Schienbein hatte. Um die Atmung zu sichern, entfernten wir den Motorradhelm. Auf die stabile Seitenlage haben wir verzichtet, wegen des offenen Bruches. Ich habe nur den Kopf überstreckt und zur Seite gedreht, um eine frei Atmung zu garantieren. Wir haben das Opfer dann noch mit Folie gewärmt und machten uns dann an den Bruch. Ich glaube, es ist ein lustiges Kunstwerk geworden. Da geht noch was. Irgendwie war unsere Mitfahrerin nicht mehr ganz präsent. Wir hatten in unserem Eifer völlig übersehen, dass eine weitere verwirrte Person umherlief und Hilfe benötigte. Darum kümmerte sich unsere Mitstreiterin. Sie fragte aber nach, ob wir Hilfe bräuchten. Mein Mann bemerkte hinterher, dass er wohl einen Tunnelblick habe und sich nur noch auf bestimmte Dinge konzentriert. Aber der Bruch war ja aufwändig. Ich versuchte die Verletzte zu beruhigen, indem ich versprach, das Bein zu versorgen und dass der Rettungswagen bestimmt gleich kommt. Auch wir wurden bewertet und bekamen noch gute Tipps. Im dritten Szenario wurde es dann noch ein wenig heftiger. Ein junges Mädchen hatte eine pulsierende Wunde, die mit einem Druckverband versorgt werden musste. Aber halt, von wegen Tunnelblick. Sehr spät wurde bemerkt, dass eine weitere verletzte Person in einem Auto saß. Sehr unauffällig! Diese wurde dann zu zweit geborgen. Schnell stellte sich heraus, dass der Verunfallte wiederbelebt werden muss. Natürlich wurde dafür die Übungspuppe eingetauscht. Im großen und ganzen fand Stefan die Aufgabenlösung sehr rund. Linus hätte nur gerne einen festeren Druckverband gesehen.
Wir durften dann noch zu einem vierten Szenario fahren, wo wir Alle gefordert wurden. Auf einem Parkplatz beim Polo in Jüchen wurde ein größeres Unfallgescheben simuliert. Es gab mehrere Verletzte in und unter Autos. Jeder fand sogleich für sich eine Aufgabe. Da an dem Van schon genügend Leute halfen, ging ich weiter und bemerkte einen Verletzten in einem Kleinwagen. Wie war das noch? Abschnallen, sich dabei vor dem bösen Airbag schützen, der immer noch explodieren könnte und Rautek Rettungsgriff anwenden. Mein Patient bewegte sich keinen Millimeter. Marco kam mir zu Hilfe und wollte eine Rettungsdecke besorgen. Ich bemerkte, dass jede Menge Material im Kofferraum des Unfallwagens lag. In Wirklichkeit gehörte es ja auch einem Johanniter. Ich dachte, dann nehme ich doch das hier. Mein Opfer monierte, jetzt geht die einfach an meine schön aufgeräumten Sachen. Würde ich im wahren Leben doch auch so machen! Marco kehrte zurück. Zu zweit versuchten wir das hängende Opfer zu befreien. Mit mäßigem Erfolg. Er war einfach zu schwer. Das Opfer klagte, ihr könnt aufhören, ich bin nämlich jetzt tot. Schwups lag die Übungspuppe auf der Decke. Notarzt Manfred kam vorbei und wies uns an mit der Druckmassage zu beginnen. Wie im echten Leben erreichte uns nun der Rettungsdienst mit dem AED. Es gibt automatische Sprachanweisungen und Marco legte die Klebepads vorschriftsmäßig an. Leider fing das Gerät dreimal wieder von vorne an, ohne zu schocken. Ich musste also schweißgebadet mit der Druckmassage fortfahren. Endlich überzeugte Linus mit einer Fernbedienung das AED zum Arbeiten. Die Übung wurde dann für beendet erklärt. Erst jetzt bemerkte ich die tatsächliche Anzahl der Verletzten. Auch Randalierer mussten gebändigt werden. Tunnelblick? Ich glaube, man konzentriert sich sehr auf seinen persönlichen Patienten, wenn man zu mehreren Helfern vor Ort ist. Teams mit unterschiedlichen Aufgaben hatten sich schnell gebildet. Unsere Ausbilder zeigten sich zufrieden. Wir fuhren dann nach Neuss zurück und widmeten uns unfallfrei dem Grillgut und selbst gemachtem Salat. Es war ein aufregender und anregender Tag, die Ausbilder waren ruhig, gelassen, motivierend und haben uns gut vorbereitet. Die Schauspieler ( Jugendlichen ) waren bewundernswert natürlich und mit Feuereifer dabei. Ein großes Lob für diese Leistung! Gerne würden wir eine Übung dieser Art als Verein im nächsten Jahr wiederholen. Es hat sich wirklich gelohnt!